Sonntag, 30. August 2015

Weiter Machen

heißt meine derzeitige Devise. Und „machen“ ist nun tatsächlich auch wieder recht wörtlich zu nehmen. So habe ich mich entschieden mit Beginn des neuen Schuljahres ein Freiwilliges Soziales Jahr in einer waldorfpädagogischen Einrichtung zu absolvieren. Endlich mal etwas tun, einer geregelten Tätigkeit nachgehen, die mir das Grundgerüst für einen wohlstrukturierten Tagesablauf liefert und mich Freizeit wieder genießen lässt. Weil Freizeit am Abend und am Wochenende ist und nicht wie teilweise während und vor allem nach dem Studium ganze Tage und Wochen von früh bis spät Freizeit sein wird, die Strukturierung meinerseits erfordert.


Auch wenn so manch einer das womöglich gar nicht recht verstehen kann - allein deswegen freue ich mich auf die neue Aufgabe, auch wenn ich von meiner gezwungenermaßen recht spontanen Wahl der Einsatzstelle noch nicht hundertprozentig überzeugt bin. Aber vielleicht kommt das ja mit der Zeit. Die letzten Tage Freih(/z)eit habe ich jedenfalls versucht gut zu nutzen und dabei einige Freiz(/h)eit investiert teils bekannte, teils unbekannte sehr schöne Orte zu entdecken. Noch einmal ein paar Tage mit Freunden und Familie die fränkische Heimat genießen, bevor es zurück in die Berliner Heimat geht - mein Grund zur Sonntagsfreude!


Die Kreativität endlich mal wieder gestalterisch ausleben, steht ganz oben auf meiner Freizeit-effektiv-nutzen-Liste (allerdings mit einer ganzen Hand voll anderen Dingen…). Bilder, die gemalt werden wollen, habe ich so einige im Kopf und auch auf Häkeln habe ich langsam wieder Lust. Und natürlich darauf, hier auch wieder kreative Werkeleien zu zeigen. Naheliegend wäre ja eine Waldorfpuppe, aber ich glaube beginnen werde ich doch eher mit einer Zeichnung und/oder einer neuen Handyhülle für das neue Smartphone, für das ich mich ja vielleicht endlich mal entscheiden würde, wenn zumindest die Hülle schonmal existent wäre :-D

Freitag, 7. August 2015

Radwandern - Zweiter Teil

Bevor der Rest des Sommers im Zeichen von Wohnung-/Zimmersuche und jeglicher sonstiger Orientierung geprägt sein wird, habe ich noch einmal die Satteltaschen gepackt und bin losgeradelt. Dieses Mal von Berlin aus an die Ostsee, nach Usedom. Wie die letzte Tour habe ich alle drei Tage auf dem Rad sehr genossen, die Anstrengung gibt mir ein Gefühl von Zufriedenheit, das Reisetempo ist für mich ideal um Umgebung wahrzunehmen, zu entdecken, hier und da zu grübeln und in wieder anderen Momenten den Kopf völlig frei zu bekommen. Dieses Mal war ich, mehr als bei der letzten Tour, von der Freundlichkeit der Menschen begeistert, die mir begegnet sind, andere Radfahrer, die Vermieter meiner Unterkünfte, Wanderer, Einheimische, ... Nur die vielen vielen Touristen, die auf der Bundesstraße nach Usedom in einer gefühlt ununterbrochenen Autoschlange entlang rasen - wohl ohne es erwarten zu können endlich am Urlaubsort anzukommen und dabei scheinbar keinen Blick für Radfahrer haben, mit denen sie sich die Straße wegen des gesperrten Radweges teilen müssen - die waren mir weniger sympathisch. Ich bin dennoch heil angekommen und erfreut darüber wieder einen kleinen Teil der Welt auf meine Weise kennengelernt zu haben - nagut einen kleinen Teil Deutschlands und einen noch sehr viel kleineren Teil Polens, aber immerhin!


Noch viel öfter als Menschen, bin ich der Tierwelt begegnet und auch das auf größtenteils erfreuliche, nur zeitweise nervige (tausende wirklich klitzekleinster Mücken auf Armen, Beinen, T-Shirt, im Gesicht, ...!!!), teilweise aber auch nachdenklich stimmende Art. Wenn ich Kuhherden auf weitläufigen, satt grün bewachsenen Weideflächen sehe, ist das für mich auf den ersten Blick ein idyllischer Anblick, der ganz kurzfristig ein Heile-Welt-Gefühl hervorruft, bevor mir bewusst wird, dass auch diese Kühe Nutztiere sind und ein Großteil ihrer Artgenossen niemals in den Genuss eines derartigen Daseins kommen. Noch viel erschreckender fand ich aber die so mancherorts am Wegesrand platzierte Werbung oder Beschilderung, Plakate mit glücklichen Kühen über der Aufschrift "Agrarprodukte GmbH - qualifizierter Zuchtbullenvertrieb", der Slogan "... vom Schlachter direkt auf ihrem Teller" unter dem Namen eines Restaurants, eine "Betreten Verboten - wertvoller Schweinebestand" Warntafel vor einem halb verfallenen, stinkenden, fensterlosen Betonklotz oder eine toll gestaltete Tafel mit diversen Tierzeichnungen und der Betitelung "Gänse, Hühnchen, Kaninchen, Enten: küchenfertig!" Ich möchte niemanden mit erhobenem Zeigefinger den Verzicht auf tierische Produkte nahelegen und bin mir unsicher damit meine Gedanken hier zu teilen, aber als wichtiger Teil meiner Wahrnehmungen während der Tour, möchte ich auch darüber schreiben.


Schön finde ich, wie viele Teile Mecklenburg-Vorpommerns als Naturschutzgebiete für Pflanzen und Tiere erhalten werden. So konnte ich z.B. Füchsen begegnen, an einem kleinen Fuchs bin ich sogar ganz dicht vorbeigefahren, er blieb einfach vor mir auf dem Radweg stehen und schaute mich an, bevor er im Gebüsch verschwand. In den Orten traf ich auf unzählige Katzen, kleine und große, dicke und dünne, gestreifte, gefleckte, einfarbige, ... Und nicht zuletzt ist die ganze Gegend ein wahres Vogelparadies, leider kenne ich mich nicht besonders gut aus, aber ich habe Störche erkannt, Fischreiher, Enten und Schwäne, Haubentaucher, Möwen, ... Das Radwandern an sich kann ich insgesamt jedenfalls uneingeschränkt empfehlen, als eine nachhaltige, gesunde und erlebnisreiche Art zu reisen. Ich habe dabei nun auch mehr denn je gemerkt, wie wenig es ist, was ich eigentlich brauche. Das fällt leicht, wenn man jedes Kilo Gepäck als zusätzliche Last aus eigener Kraft voran bewegen muss. Zurück in die Großstadt geht es aber mit dem Fernbus, auch diese Fortbewegungsvariante habe ich innerhalb der letzten Jahre schätzen gelernt. Und wenn ich dann wieder Lust und Antrieb verspüre mal "raus zu kommen" und es etwas herbstlicher geworden ist, möchte ich es mal mit einer mehrtägigen Wanderung versuchen, vielleicht ein Stück des Jakobsweges oder ähnliches. Ein Link geht mit diesem Beitrag erneut zu "einab" und ebenso zu "bikelovin" wo jeden Monat unterschiedliche Posts mit Gedanken zum Thema Radfahren gesammelt werden.


Und abschließend noch mein Konsum-Update: mal wieder Postkarten und Briefmarken, dazu noch ein neues Buch, welches ich leider wieder neu und übers Internet bestellen musste. Und weiterhin beschäftigt mich mein Wunsch nach einem neuen Smartphone, vor allem wenn ich hier die Fotos vom alten Handy in wirklich dürftiger Qualität mit den Flecken wegen er verstaubten Linse hochlade, aber dazu ein anderes Mal mehr.

Donnerstag, 30. Juli 2015

Hosen Upcycling, Trinkflasche, Insektensnack und Beerenpflücken

Ich habe ganz vergessen, dass ich mit dem letzten Beitrag über meine Konsumgedanken auch bei der Linkparade „Einfach. Nachhaltig. Besser. Leben.“ mitmachen wollte. Aber das hole ich nun mit dem folgenden nach. Weil ich nicht wirklich gut mit kurzen Hosen ausgestattet war, aber noch zwei lange und etwas zu weite leichte Sommerhosen im Schrank hatte, habe ich vor kurzem kurzerhand noch einmal die Methode „Bund ab - Bündchen ran“ zunutze gemacht und die beiden langen zu kurzen Hosen umfunktioniert. Ich trenne dafür den Bund ab und die Schrittnaht auf und schneide ein Stück raus, so dass die Nähe des Eingriffs nicht mehr wesentlich stören. Dann nähe ich zuerst die Beine wieder zusammen und zuletzt das Bündchen an. Äußerst bequem und gefühlsmäßig einfach und nachhaltig :-)


Bei der neuen Trinkflasche bin ich da weniger überzeugt, aber zumindest ist sie BPA frei, laut Hersteller quasi unkaputtbar, also hoffentlich langlebig, wurde in den USA und aus recycelten Materialien hergestellt. 9.95€ hat sie gekostet und auch wenn Globetrotter für mich ein Laden, gefüllt mit gefühlt tausend Dingen, die absolut praktisch/brauchbar/zweckmäßig/… erscheinen ist, bin ich bei der Flasche geblieben und habe alles andere links und rechts liegen gelassen. Fiel mir besonders schwer bei dem Regal mit „Snack Insects“, 2.5g getrocknete Heuschrecke oder Mehlwürmer, ungewürzt, Zubereitungshinweis: siehe Rückseite, Preis: 6.95€. Da begab ich mich lieber auf den Weg zurück in meine derzeitige Unterkunft und damit ins Beerenparadies, hier haben wir Johannisbeeren, Stachelbeeren und Brombeeren direkt vor der Haustür, sie warten nur darauf gepflückt zu werden. Einen kleinen Garten haben und selber Obst und Gemüse anzubauen ist jedenfalls schonmal ein fester Plan für die (fernere) Zukunft!

Nachtrag: Mit den beiden kurzen Hosen schaffe ich es seit langen mal wieder bei "RUMS" mitzumachen. Darüber hinaus habe ich eine ganz wichtige und meinerseits sehr regelmäßige Konsumentscheidung vergessen zu erwähnen - ich kaufe, schreibe und verschicke oft und gerne Postkarten und kann kaum an Postkartenständern vorbeigehen ohne sie einmal durchzusehen. Außerdem steht bevor am Wochenende die nächste große Radtour startet der Gang in den Radladen an um einen neuen Ersatzschlauch zu besorgen. In der Großstadt muss man wirklich höllisch gut auf Scherben aufpassen…

Sonntag, 26. Juli 2015

Minimalismus, Konsum, Nachhaltigkeit

… oder auch: Hurra, ich folge einem Trend!? Kann sein, dass dem so ist, aber ich möchte oben genannte Schlagworte als „neue“ Themen hier auf meinem Blog aufgreifen. Neu in Anführungszeichen, denn letztlich sind ja doch bei einigen der kreativen Werkeleien über die ich bislang geschrieben habe Alltags- bzw. Gebrauchsgegenstände entstanden, deren Konsum sich durchs Selbermachen erübrigt hat. Für mich ist es nicht neu mich gedanklich und emotional mit meinem Konsumverhalten auseinanderzusetzen. Bereits Anfang 2014 fasste ich den Entschluss im Selbstversuch ein Jahr lang auf den Kauf von Kleidung zu verzichten. Ich habe zu diesem Zeitpunkt nicht selber genäht, das erste Kleidungsstück ist erst Anfang diesen Jahres entstanden und bislang ist es auch bei Pullovern und „neue Bündchen an alte Hosen“ geblieben. Aber ich hatte beim Blick auf mein Kleiderregal das Gefühl dort findet sich alles was man braucht und sogar mehr als das…

Die Erfahrung die ich während diesen Jahres gemacht habe, war sehr angenehm: mein „Schaufensterblick“ hat sich gewandelt, der Ablauf „Oh, das gefällt mir!“ über „Könnte ich das brauchen?“ bis hin zu „Eigentlich nicht, ABER es gefällt mir doch so gut …“ sowie dem nun folgenden Hin und Her und der Vereinbarung einer unnötigen Konsumentscheidung mit dem eigenen Gewissen oder dem Verzicht, der nach der bewussten Wahrnehmung des Objekts der Begierde doch manchmal schwer fällt, hat sich erübrigt. Ich habe zwar Ausnahmen gemacht, aber der Ablauf war ein anderer. Er begann zuhause vor dem Regal mit dem Gedanken „Ich brauche eine Fahrradhose, den hier liegt keine, die von Mama möchte ich nicht dauerhaft ausleihen und richtig passen tut sie mir auch nicht.“ Dem folgt der zielgerichtete Gang in den entsprechenden Laden und die Auswahl des Produktes, welches benötigt wird. Obwohl ich das Projekt für mich selber auf ein Jahr ausgerichtet hatte, hat sich mit Beginn diesen Jahres nichts an meinem Kaufverhalten im Bereich der Kleidung geändert.

Vielmehr habe ich dieses ganz intuitiv auch auf alle weiteren Aspekte ausgeweitet und versuche darüber hinaus manches benötigte gebraucht zu kaufen sowie Dinge die nicht oder nicht mehr benötigt werden weiter zu verkaufen oder verschenken. Mein Besitz belastet mich dennoch ab und zu und ich stehe noch immer oft vor den Regalen und frage mich, wann und warum sich da so viel angesammelt hat. Ich muss ein wenig vorsichtig sein, beim „Loswerden“ nicht allzu voreilig zu sein, denn es ist auch schon vorgekommen, dass ich etwas verkauft und das einige Zeit später bereut habe - glücklicherweise ein bislang seltenes Ereignis :-D


Nun habe ich mich vor ein paar Wochen gefragt, für welche materiellen Dinge ich, abgesehen von Lebensmitteln und Drogerieprodukten eigentlich Geld ausgebe und hatte die Idee einer Art Tagebuch darüber hier auf dem Blog als Methode noch bewusster zu reflektieren, welche Gedanken dahinter stehen. Eine Sache, die mir direkt eingefallen ist, sind Bücher. Ich mag es einfach „echte“ Bücher anstelle eines EBookReaders in der Hand zu halten und gelesene Bücher gebe ich tatsächlich auch ungern weiter. Ich markiere mir oft Textstellen, knicke Seiten ab, schreibe eigene Gedanken dazu und blättere immer wieder darin, so dass ich sie gerne in meinem Besitz weiß. Aber ich bin dazu übergegangen Bücher gebraucht zu kaufen. Der Zustand ist mir dabei ziemlich egal, nachdem ich sie gelesen habe, sehen sie ohnehin mehr als dürftig aus. So habe ich die letzten drei Bücher gebraucht gekauft, „Die neue Medizin der Emotionen“ und „Gott denken?“ waren 2 bzw. 3€ Spontanentdeckungen aus diesen typischen Antiquariatskisten vor Buchhandlungen, das Französische habe ich von einer Freundin empfohlen bekommen und online bestellt. Es kam aus Kanada und war mit 17€ inkl. Versand zwar nicht billig, hat sich aber gelohnt! :-) Nun habe ich letzte Woche ein weiteres Buch gekauft, dieses mal aber neu und im Buchladen, da ich die Möglichkeit des Auswählens aus einer beachtlichen Anzahl fremdsprachiger Bücher auch würdigen wollte, ich habe in so einigen die ersten Seiten gelesen, um zu sehen wie gut verständlich sie für mich sind.

Als nächste größere Anschaffung steht wohl ein neues Smartphone an. Dieses Thema bereitet mir derzeit ein wenig Kopfzerbrechen. Dazu aber evtl. in einem weiteren Post mehr, fürs erste reichen obige Berichte und Gedankengänge denke ich. Interessiert das überhaupt jemanden? Ich bin jedenfalls so frei und verlinke den Beitrag bei den Sonntagsfreuden: Ich freue mich nach nun schon wieder zwei Wochen wieder ein Lebenszeichen zu senden und ich freue mich und bin wirklich stolz auf mich, dass ich ein dickes französisches Buch in weniger als drei Wochen gelesen und (wenn ich mich da nicht täusche ;)) sogar verstanden zu haben!

Sonntag, 12. Juli 2015

12 von 12 - Juli

Einmal habe ich mitgemacht beim „12 von 12“ - Tagebuchbloggen, einer Linksammlung unter der sich jeden 12. eines Monats Blogartikel finden, in denen Blogger ihren Tag in Form von 12 Fotos dokumentieren. Im November 2014 war es der dritte Beitrag, den ich hier veröffentlicht habe. Ich gebe offen zu, dass ich den Gedanken des Verlinkens, um ein wenig auf den Blog aufmerksam zu machen und potentielle Leser hier herzuleiten heute wie damals sehr reizvoll finde. Im Zuge meiner geplanten Wiederbelebung des Blogs (ich habe neue Ideen im Kopf :-)) erschien es mir daher ganz passend mein Handy zum Fotografieren im Laufe des Tages wieder mindestens 12 mal in die Hand zu nehmen und zu sehen, ob Brauchbares dabei herauskommt. Urteilt selbst:


1 - Essen läuft bei mir seit der Klinik fürs erste nach Plan, eine Komponente des heutigen Frühstücks war (so nenne ich es liebevoll) „Buchweizenglibber“.
2 - Den Vormittag habe ich zum Aufräumen genutzt und in einem überschwänglichen „Wenn schon, denn schon“-Moment sogar den Staubsauger in die Hand genommen. Ja, am Sonntag. Die Nachbarn sind wohlwollend (hoffe ich).
3 - Danach weiter werkeln beim Hosen-Upcycling, Teil 1: Bund ab- und Schrittnaht auftrennen.
4 - Es folgte ein kurzer Blick auf den Balkon, das Wetter wirkt beständig. Auf nach draußen!


5 - Ein weiterer Beitrag zur Fotoreihe „Rad am Flussufer“ als Start in einen aktiven Nachmittag.
6 - Mit Freunden, einer Slackline ...
7 - ... mehreren Frisbees sowie Speed- und Badmintonausrüstung ...
8 - ... und spannender Lektüre als Leihgabe. Mal sehen, ob ich etwas finde! ;-)


9 - So schnell wie nie nach Hause geradelt, um noch Satz zwei, drei und vier des Wimbledonfinales zu verfolgen. Wahnsinns Tennis!
10 - Weil wegen Wimbledon dann alles ein bisschen später wurde und so, habe ich immerhin schonmal eine To-Do Liste für morgen geschrieben.
11 - Vergessenes Brötchen-rechtzeitig-Auftauen kann man einfach auf etwas unkonventionelle Art beschleunigen.
12 - Zuletzt noch Telefonate geführt, ein geplantes, ein ungeplantes. Austausch und Planung resultiert in ein wenig Nervosität, aber im Großen und Ganzen in Vorfreude auf die nächsten Wochen. So lässt sich der Tag gut beenden.

Und weil das ingesamt ein schöner Sonntag mit einigen kleinen und größeren Momenten der Freude war, verlinke ich den Beitrag nicht nur bei „12 von 12“ sondern auch bei den „Sonntagsfreuden“.

Montag, 6. Juli 2015

Transferprojekt - Radwandern

Vorletzte Woche endete meine stationäre Therapie. Es war eine ganz schön lange Zeit in der Klinik und wie erwartet bin ich kaum dazu gekommen Blogartikel zu verfassen. Und nun? Habe ich 'eigentlich' wieder Zeit. Aber ich fühle mich noch ein wenig zu unsortiert, um Klarheit darüber zu haben, wie und was ich hier weiter schreiben möchte. Wie das mit den kreativen Machenschaften jetzt im Sommer weiter gehen wird, kann ich auch nicht absehen. Schon in der Klinik war ich bei passendem Wetter nachmittags meist lieber draußen unterwegs und in Bewegung als beim häkeln, malen oder ähnlichem. Heute möchte ich darüber schreiben.

Viel mehr ganz konkret über mein 'Was tue ich unmittelbar nach der Entlassung?' Projekt. Radfahren! Nachdem mein Rad den Herbst und Winter über aufgrund Unlust, meinem Dasein als hungernde Frostbeule und natürlich akuter Kraftlosigkeit sein Dasein im Keller gefristet hat, fühlte ich mich nach den ersten Wochen in der Klinik mehr als gewillt, mich wieder aufs Rad zu setzen und das hat mir fern jeglicher therapiemaßnahmen unheimlich gut getan. Es ist eine Tätigkeit, die ich währenddessen ich sie ausübe, genießen kann und nicht großartig hinterfrage oder Gefahr laufe, sie jeden Moment zu unterbrechen (wie sonst so vieles). Wie angenehm es sein könnte, dieses Gefühl nicht nur zwei bis drei Stunden, sondern gleich einen oder sogar mehrere ganze Tage zu bewahren, konnte ich mir zumindest ansatzweise vorstellen. Mich reizte schon seit längerem der Gedanke, mich auch mal auf eine mehrtägige Tour zu begeben. Und die Gelegenheit bot sich mir ziemlich direkt - Köln als Startpunkt und Saarbrücken als Ziel ergaben sich aufgrund von Terminen da und dort und die Strecke war mir damit auch recht bald klar - rheinaufwärts bis Koblenz, dann an der Mosel entlang weiter Richtung Trier und am dritten Tage der Saar folgend bis nach Saarbrücken.


Übernachtet habe ich in Köln in einer Jugendherberge mit unschlagbarem Preisleistungsverhältnis, Koblenz war so kurzfristig leider ziemlich ausgebucht, so dass ich auf ein günstiges kleines Hotel ausweichen musste, dafür aber den Komfort eines Einzelzimmers mit eigenem Bad und Dusche genießen konnte. In Trier übernachtete ich im Kolpinghaus, auch das kann ich im Großen und Ganzen durchaus weiterempfehlen. Für etwas ausgiebigere Besichtigungen der drei Städte fehlte leider die Zeit und auch unterwegs habe ich Städte und Orte meist eher vom Rad aus 'besichtigt'. Aber das war vollkommen in Ordnung. Ich habe unheimlich viel gesehen und wahrgenommen - Häuser und Gärten, Menschen und Tiere, Pflanzen und natürlich stets die wechselnde Beschaffenheit des Flussufers rechts oder links neben mir. Fotos habe ich kaum welche gemacht, ich hatte ohnehin nur mein altes Smartphone dabei und bin jedesmal, wenn ich doch extra anhalte um es heraus zu kramen und einen Augenblick festzuhalten enttäuscht, dass das Foto meine Wahrnehmung in den meisten Fällen nichtmal ansatzweise abbildet.


Und nun? Plane ich schon die nächste Tour. Und die Anschaffung von Zelt und Schlafsack für noch mehr Abenteuer :-)

Montag, 1. Juni 2015

Lebenszeichen - Balanceakt

Mein derzeitiges Dasein? Ein Balanceakt. Zwischen Ruhe und Rastlosigkeit, Nähe und Distanz, Fröhlichkeit und Traurigkeit, Hoffnung und Hoffnungslosigkeit, Trotz und Sehnsucht… nach nun 10 Wochen stationärer Therapie habe ich teilweise das Gefühl mehr denn je zwischen den Extremen zu schwanken. Himmelhoch jauchzend - zu Tode betrübt. Das ist anstrengend und dennoch - so versuche ich es positiv zu sehen - auch erkenntnisreich. Um nicht zu fallen, muss ich immer in Bewegung bleiben. Das Gefühl haben, dass ich etwas tue, dass etwas passiert, dass es vorwärts geht. Stillstand ist schwer zu ertragen, aber hinter dem ständigen Tun steht auch noch immer ein großer Kampf. Mein Ziel? Die Balance zu halten, das hin und her Schwanken nach und nach sanfter werden zu lassen und schrittweise „gesunde Mittelwege“ zu finden - in vielen Bereichen!


Kreativität ausleben ist etwas, worauf ich mich in der verbleibenden Zeit hier vielleicht wieder etwas öfter besinnen sollte - so sind die Voraussetzungen hier doch eigentlich perfekt, allen voran der bestens ausgestattete Malraum! Allerdings halte ich es bei dem momentan meist sehr angenehmem Frühlingswetter in der therapiefreien Zeit doch eher schlecht in geschlossenen Räumen aus. So setze ich mich mit dem „in Balance bleiben“ Thema eben auf der Slackline auseinander :-) Aber an einem Regentag wie heute macht z.B. Malen wirklich Spaß. Ein ebensolcher war auch der 1.Mai, noch dazu ein Feiertag, an dem ich mir selber eine Art „Programm“ vorgeben musste, um nicht in das oben erwähnte so schwer auszuhaltende Gefühl des Stillstandes zu fallen. So habe ich diesen Tag fast vollständig mit Malen verbracht - dabei heraus gekommen ist ein Bild für meinen Bruder. Er wünschte sich ein Pendant zu Franz Marcs „Die Vögel“, überreicht habe ich ihm bei seinem Besuch hier meine Interpretation „Die Vögel“ und auch wenn mir das vor vier Wochen noch gar nicht so sehr als Thema bewusst war, steckt in beiden Bildern doch so einiges an Bewegung, oder?

Samstag, 18. April 2015

Lebenszeichen - Wo soll’s hingehen kleiner Fuchs?

Viereinhalb Wochen bin ich nun schon in der Klinik und so langsam wird es wohl Zeit auch auf diesem Weg mal ein Lebenszeichen in die (virtuelle) Welt zu senden. Ich bin angekommen, reingekommen, weitergekommen - aber noch lange nicht am Ziel.

Die Zeit vergeht hier unheimlich schnell und ich kann gar nicht richtig glauben, dass ich schon fast 5 Wochen da bin. Und so richtig viel zu den Dingen, die ich mir vorher als „Ohje, wie beschäftige ich mich da nur die ganze Zeit“-Gedanken-Entgegenwirkungsmaßnahmen überlegt und mitgenommen hatte, komme ich nicht. Vor allem die Bücher liegen mehr oder weniger unberührt auf dem Nachtisch und auch dafür den Rechner anzumachen, mal bei Facebook vorbeizuschauen, Blogs zu lesen, meine Youtube Abos durchzuschauen, finde ich eigentlich gar keine richtigen Momente und wenn ich es dann mal tue, wird es plötzlich unheimlich anstrengend und die geballte Ladung an Information von „draußen“ ist irgendwie recht überfordernd. Das ist eine sehr interessante Erfahrung und ich bin froh (noch) eine Weile hier in diesem (so sagt man) „geschützten“ Raum sein zu dürfen. Es ist schön, es gefällt mir, es ist eine Art eigene Welt im Kleinen, die zwar sehr viel friedlicher und wohlwollender ist, aber dennoch die echte Welt da draußen widerspiegelt und mich das Leben, vor allem das Leben in Gemeinschaft, auf irgendeine Art und Weise neu erlernen lässt. Eine gute Erfahrung und ich habe das gute Gefühl mich auf dem Weg der Genesung schon ein ganzes Stück vorwärts bewegt zu haben. Wohin auch immer mich dieser führen wird!

Ein wenig Freizeit bleibt zwischen dem Therapieprogramm natürlich doch und so habe ich zum ersten Mal eine Puppe gehäkelt - diesen kleinen Fuchs.


Ein bisschen traurig und bedröppelt schaut er noch in die Welt hinein, so als wüsste auch er noch nicht genau, wo es hingehen soll… Aber vielleicht muss man ihm das auch noch ein Weilchen lassen. Die Augen durch Perlen ersetzen und die Wangen ein wenig gerötet hervorheben, darum kümmere ich mich bei Gelegenheit, aber im Moment passt mir der etwas schläfrige, aber doch irgendwie auch friedliche Blick eigentlich ganz gut. Alles andere wird kommen, wenn es auch in mir soweit gekommen ist :-)

Grüßen möchte ich mit diesem Beitrag und einem winkenden Fuchs alle, die Anteil nehmen, welcher Art auch immer! Stille Leser, Leser, die sich vorsichtig und freundlich per Mail nach meinem Befinden erkundigt haben und natürlich auch alle Freunde und meine Familie, die mir gerade so viel Unterstützung und Vertrauen entgegenbringen (und so viele Postkarten schicken :D), dass ich kaum Worte finde meine Dankbarkeit auszudrücken. Deswegen ganz kurz und knapp und ein jeder darf sich nun angesprochen fühlen: Danke! Ein wahrer Grund zur Sonntagsfreude!

Mittwoch, 18. März 2015

Schlicht und Ergreifend?

Die vielen tollen bunten und gemusterten Stoffe im Laden oder auf entsprechenden Internetseiten haben einen Nachteil: die Gefahr, den Blick für das Wesentliche, Schlichte, Einfache zu verlieren. Zwar mag ich das, was ich mir bis jetzt an Kleidung Pullovern genäht habe, aber an manchen Tagen stehe ich vorm Regal und mir ist so überhaupt nicht danach, mich bunt anzuziehen. Möglicherweise aufzufallen bzw. fröhlich zu wirken, obwohl ich es nicht bin. Oder ich habe einfach keine passende Hose zum bunten Pulli. :-D

So musste zum Ende der Noch-Ein-Pullover-Das-Kann-Ich-Ja-Jetzt-Einigermaßen-Phase noch ein absolutes Basic Teil her (und ich dem Drang widerstehen, einen der bunt geringelten Bündchenstoffe dazu zu kaufen…). Ganz einfach, ganz schwarz, aber aus unheimlich weichem Biosweat, bestellt bei meterwerk, passt dieser vorerst letzte (das Regelfach ist jetzt wieder voll!) Pullover zu blauen, grauen, schwarzen oder grünen Hosen und genauso natürlich auch zu roten T-Shirts, zu lilalen, zu orangenen und was der Schrank sonst noch so hergibt und bei den Schals und Tüchern passt plötzlich auch alles... Da dreht sich die „Wie kombiniere ich das jetzt?“ Frage plötzlich in eine völlig andere Richtung. :-)


Verlinken möchte ich diesen Beitragen heute bei Ich näh Bio für den Monat März und beim Me Made Mittwoch. Außerdem mag ich mich hiermit erstmal für unbestimmte Zeit vom aktiven Bloggerdasein verabschieden - die Therapie beginnt. Ob es mir gelingt, die Irrungen und Wirrungen ein wenig aufzudröseln, zum Kern des Ganzen vorzustoßen, zu erkennen, um welche schlichten, wesentlichen, aber dennoch ergreifenden Dinge es mir im Leben geht, weiß ich nicht. Aber einen Versuch ist es wert!

Donnerstag, 12. März 2015

Bulli Pulli

Noch ein RUMS-Beitrag, noch ein Pullover und zu diesem gibt es auch wieder ein bisschen was zu erzählen. Im Sommer 2012 habe ich mit einer Freundin einen Roadtrip gemacht. Ganz stilecht - in einem VW T3 mit Campingausstattung, den wir uns damals in Berlin gemietet haben, um von dort aus über Belgien und Holland zum Surfen an die französische Atlantikküste zu fahren. Eine tolle Erfahrung, wir sind ganz ohne Campingplätze und damit wirklich ohne jeglichen „Komfort“ oder gar „Luxus“ ausgekommen, haben festgestellt wie wenig es ist, was man letztlich zum leben braucht und gelernt, wie frei ein solcher Minimalismus und eine derartige Art zu reisen machen kann. Und wie viel Spaß natürlich!


Die Faszination, die vom Reisen und Campen in (vor allem den „alten“) VW Bussen ausgeht, kann wahrscheinlich fast jeder nachvollziehen, der es einmal ausprobiert hat. Und auch wenn ich seitdem bislang nicht mehr die Möglichkeit hatte, noch einmal mit einem Bus loszufahren, kann ich nur schlecht an Dingen vorbeigehen, die damit zutun haben, ohne zumindest einen (wehmütigen) Blick darauf zu werfen. So musste auch ein Stückchen von dem Vans-Jersey von Lillestoff mit in den Warenkorb, als ich dort bestellt habe. Einigermaßen dezent eingesetzt in Tasche und Kapuze, finde ich, das geht auch für erwachsene Bulli-Fans! :-)


Sich bewusst in einem fertigen Kleidungsstück fotografieren lassen, finde ich nach wie vor ziemlich seltsam, was wohl auch die verkrampfte Haltung erklärt und richtig zufriedenstellen tun mich die Ergebnisse in der Regel auch nicht. Das mit den Bildern hier ist also definitiv noch zu optimieren. Beim Nähen habe ich das Gefühl nach und nach dazu zu lernen. Zwar bin ich auch mit diesem Pullover nicht hundertprozentig zufrieden, aber die abgesteppten Nähte gefallen mir gut, die Kapuze sitzt wesentlich besser, als beim ersten und ganz mutig habe ich mich bei den vorderen Ärmelnähten sogar an einer "Fake Paspel" nach diesem Tutorial versucht und auch diese doppelt (allerdings ziemlich unsauber) abgesteppt :D

Dienstag, 10. März 2015

Jogging Jeans

Nach den doch recht tiefgründigen letzten Posts, heute mal was ganz schnelles, einfaches: eine alte, zu weite Jeans mit neuem Bund am Bauch und an den Knöcheln ausgestattet. Jetzt ist sie vor allem eines nämlich so bequem wie eine Jogginghose und hoffentlich auch so mitwachskompatibel, dass sie mir den Prozess der Gewichtszunahme ein wenig erleichtert :-)


Fotografisch heute ganz schwach dokumentiert. Aber besonders raffiniert ist so ein Upcycling-Projekt ja dann doch nicht und ein "Hose auf Schreibtisch"-Stillleben genügt, um zu zeigen, was aus der alten Jeans geworden ist :-)

Verlinkt bei: Creadienstag, Upcycling-Dienstag

Sonntag, 8. März 2015

Das Wesen der Magersucht

verstehen, können glaube ich die Wenigsten. Das Ausmaß des Verständnisses von Angehörigen, die sie vollkommen unmittelbar miterleben, Medizinstudenten, denen die Thematik im Studium begegnet, Ärzten, die sich damit befassen, sogar von Psychotherapeuten und ja, auch meines als Betroffene, ist definitiv begrenzt. Selbst für mich gibt es noch so viele Aspekte dieser Krankheit, die ich mir nicht erklären kann. Aber bei den Dingen, die mir bewusst sind, habe ich teilweise das Bedürfnis sie zu erklären, mich zu erklären, zu erklären, warum ich was wann wie tue, wie ich mich fühle und weshalb ich mich so absurd verhalte. Das Schreiben als Prozess des Erarbeiten von Erklärungen ist dabei sehr hilfreich (und wird sogar als anerkanntes therapeutisches Mittel eingesetzt). Nur manchmal macht es mich etwas hilflos, weil ich das Gefühl habe nicht `alles` geeignet in Worte fassen zu können und mir das Geschriebene im Nachhinein zu lückenhaft oder zu sehr auf zu wenige Punkte fokussierend erscheint.

Das ist nicht der einzige Grund, warum ich bei diesem Artikel ein wenig unsicherer bin, was die Veröffentlichung auf dem Blog betrifft, als bei den bisherigen. Er lässt noch etwas tiefer in meine Gefühlswelt blicken, aber ich glaube viel entscheidender ist der Einblick in mein darauf aufbauendes Verhalten, denn das wiederum ist für mich viel schambehafteter als das emotionale Erleben. Darüber hinaus fühle ich mich hierbei absolut verantwortlich etwas zu ändern, gleichzeitig ist genau das vielleicht die größte Herausforderung. Weil ich mich über die drei unheimlich lieben Kommentare zu meinem letzten Post wirklich aufrichtig gefreut habe, es toll ist zu sehen, dass das was ich schreibe mit Interesse gelesen wird, ich weiß, dass auch Familie und Freunde ab und zu (und hoffentlich auch aus Interesse) mitlesen und nicht zuletzt einfach irgendwie auch für mich selber, schreibe/veröffentliche ich auch diesen.

Meine Magersucht, ein hart erarbeitetes, wohl entwickeltes, exakt definiertes Konzept, bricht gerade in sich zusammen. Und damit fehlt die Funktion, die es mir erfüllt hat. Unter auf ein Minimum begrenzter Nahrungszufuhr kennt der Körper im Wesentlichen nur ein Gefühl: Hunger. Man versetzt sich in eine Art Automatismus. Man funktioniert, man tut, man „schafft“, aber man bekommt nicht viel davon mit. Die ganze Ebene des Empfindens ist auf eine recht eigentümliche Art und Weise vernebelt. Und insbesondere deswegen ist es ab einem gewissen Grad unheimlich schwierig (auf therapeutischer Ebene) noch Zugang zu sich selbst, vor allem zu seinen Bedürfnissen zu finden. Wenn doch das scheinbar einzige, wichtigste, umfassendste Bedürfnis ist, sich selbst wieder zu nähren/ernähren - zu essen…

Ich weiß, dass es in zwei Wochen in der Klinik ohnehin keinen Weg mehr geben wird, Nahrungsaufnahme in Form „normaler“, „sinnvoller“ Mahlzeiten zu verweigern (oder dass ich diese nicht einschlagen möchte, sollte es Wege geben). Also habe ich in letzter Zeit begonnen, mich mit diesem Gedanken anzufreunden und auch denjenigen Willkommen geheißen, ein wenig zu üben, hier und da mal essen zu gehen, neues auszuprobieren und mich zu überwinden mein tägliches Kalorienlimit zu steigern, denn ich gebe es ganz offen zu: Ich kann nicht von mir behaupten, dass ich kein Verlangen habe zu essen, ganz im Gegenteil: man beschäftigt sich gedanklich permanent damit. Was man alles essen könnte, wann, mit wem, wie nett es doch wäre, wenn … ob dieses/jenes gut schmecken könnte, was man morgen essen könnte, übermorgen, Weihnachten, Ostern, Geburtstag, da wird man sich sicher mal etwas gönnen…. Es ist unheimlich anstrengend - und es ist doch eigentlich eine schöne Aussicht, sich nun endlich einfach davon zu befreien.

Aber wie gesagt, es erfüllt eine Funktion und auch wenn mir das vorher schon bewusst war, werde ich gerade schmerzlich an diese erinnert, indem ich merke was bei Nicht-Erfüllung passiert. Ich esse - aber es ist nicht das, was mich „glücklich“ macht. Dieser Gedanke der Magersucht (rein rational gesehen ist mir natürlich auch vorher klar gewesen, dass er nicht richtig und so vor allem ganz vereinfacht und überspitzt ausgedrückt ist) „wenn ich essen würde, wäre ich glücklich/zufrieden“ - stellt sich als der größte Irrtum des ganzen Konstrukts dar. Der Schutz, der einem der Hungerzustand geboten hat, diese Ausrede - man kann ja gar nicht fröhlich, munter, aktiv, leistungsfähig, … sein - wird hinfällig und man ist gezwungen sich damit zu beschäftigen, warum man es wirklich nicht ist. Denn das Hungern ist eben nicht der tatsächliche, der grundlegende Grund. Und deswegen wird nach dem Essen erstmal alles noch viel schlimmer. Der Nebel lichtet sich und das was als Erstes kommt, hat nicht viel mit Energie und Lebensfreude zu tun, sondern mit dem genauen Gegenteil. Einerseits setzt man sich unter Druck. Man hat ja gegessen, also müsste man doch zufrieden sein. Jetzt hat man doch Kraft, müsste Dinge unternehmen, könnte dieses oder jenes erledigen… Andererseits merkt man, dass es die Gesamtsituation, die Gegebenheiten, die Umstände sind, die irgendwie nicht „stimmen“. Man fällt in eine Art Loch, es ergibt sich eine merkwürdige, hilflos machende, belastende Leere, denn nach wie vor fehlt etwas. Man merkt, dass es nicht das Essen war, was einem gefehlt hat.

Und das ist auch gut so! „Es geht darum zu Essen um zu Leben und nicht darum zu Leben um zu Essen“, daran wurde ich gestern durch ein Video erinnert. Mit anderen Worten: Essen soll nicht das sein, was glücklich macht. Essen soll in erster Linie lebensfähig machen und das Leben, das soll befriedigen. Wenn es das nicht tut, ist Hungern nicht mehr als ein wirksames Instrument sich davon abzulenken. Genau diese Wirksamkeit macht es so schwierig, davon Abstand zu nehmen und es tut gut zu wissen, dass ich in der Klinik nicht nur dabei unterstützt werde, das Essen wieder zu beginnen, sondern mit Beenden der Strategie des Hungerns hoffentlich auch dabei, mich mit meinen Gefühlen, Ängsten, Bedürfnissen, … wohl schlicht und ergreifend mit allem, was zum Leben dazu gehört, auseinanderzusetzen.

Alle, die bis hierhin durchgehalten haben, kommen nun abschließend noch in den Genuss einer visuellen Darstellung der Magersucht. In Anlehnung an die Fotoreihe „Anorexie: Daily Essentials“ habe ich darüber nachgedacht, was denn eigentlich meine „wichtigsten Gebrauchsgegenstände im Umgang mit der Essstörung“ sind. Was assoziiere ich unmittelbar mit der Erkrankung? Worauf kann ich nicht verzichten? Und welche Utensilien geben mir in meinem Alltag Halt und helfen mir im Kampf gegen die Essstörung? Hier mein Foto:


Tage-/Notizbücher, Wärmeflasche, lange Unterhose, Küchenwaage, Salz, koffeinfreier Kaffee, Möhren

Freitag, 6. März 2015

Erste Erfahrungen mit der digitalen Spiegelreflexfotografie

- darüber freue ich mich am heutigen Freitag.


Und außerdem darüber, dass das Umgehen mit dem Arbeitsende gar nicht so furchtbar schwierig und meine innere Getriebenheit einigermaßen auszuhalten ist. Darüber, dass ich nun sogar noch ein paar Tage habe, an denen ich mich guten Gewissens einfach nur mit den Dingen beschäftigen kann, mit denen ich mich wirklich gerne beschäftigen will. Beispielsweise mit der Kamera, mit spannenden und interessanten Büchern, mit lieben Menschen, ... und ein bisschen was Kreatives werde ich nächste Woche vielleicht auch noch mal zeigen.

Sonntag, 1. März 2015

Dem Alltag entfliehen

ist etwas, das mir derzeit unheimlich schwer fällt. Ein vermutlich ganz entscheidender Aspekt meiner psychischen Probleme geht mit ausgeprägtem Streben nach Kontrolle, Sicherheit und klaren Tagesabläufen einher. Schon der Gedanke daran, die Kaffeepause am Mittag eine halbe Stunde früher oder später stattfinden zu lassen, weil nachmittags eine Verabredung oder ein Termin ansteht, ist für mich stressig und beschäftigt mich im Vorfeld umso mehr, je mehr Tage vorher nach festem Schema abgelaufen sind.


Kontrolle zählt nach einer verbreiteten und anerkannten Theorie neben Bindung, Selbstwerterhöhung und Lustgewinn zu den vier emotionalen Grundbedürfnissen des Menschen. Insofern sollte ein gewisses Ausmaß an Sicherheitsstreben wohl erstmal nicht ungewöhnlich oder negativ sein. Problematisch wird die ganze Geschichte erst, wenn ein Grundbedürfnis insbesondere aufgrund Unbefriedigung anderer so stark in den Vordergrund rückt, dass einerseits die Wahrscheinlichkeit des Befriedigens der unbefriedigten immens sinkt und andererseits die extensive Konzentration auf das vordergründige in dysfunktionalem Handeln oder Verhalten resultiert. Ist der Mensch nicht mehr in der Lage sich von ebendiesem zu befreien, steckt er aus psychologischer Sicht in einer Lebensfalle.

Ich habe keine konkrete Vorstellung davon, wie mein Alltag in der Klinik aussehen wird und das ist vielleicht auch ganz gut. Aber in irgendeiner Weise wird das Ziel des Meisterns der Lebensfalle verfolgt werden und hier rät die Theorie sich einen Moment der Ruhe zu gönnen, sich zu sortieren und sich von ungesunden, festgefahrenen Bewältigungsmechanismen zu lösen. Und dann hinter diese Strategien zu schauen, die Ursachen zu entschlüsseln, herauszufinden welche Grundbedürfnisse in welcher Form relevant sind, flexibler in der Art und Weise ihrer Befriedigung werden und vor allem bei Einfachem anfangen, um in kleinen Schritten irgendwann das grundlegende Ziel zu erreichen.

Dass ich damit meinem derzeitigen, von unzähligen absurden Zwängen, Kontrollmechanismen und dadurch relativ wenig Spontaneität, Flexibilität und letztlich Lebensfreude geprägtem Alltag entfliehen muss ist offensichtlich. Aber genau das will ich mittlerweile und notwendig wird es ohnehin, wenn der derzeitige (Arbeits-)Alltag mit Beenden der Arbeit innerhalb der nächsten Tage in sich zusammenbricht. Ich glaube „bei Null“ anfangen ist eine große Chance und auch wenn vor allem ersteres sicherlich keine meiner Stärken ist versuche ich ganz spontan und offen zu sein für alles was kommt. Denn das ist bestimmt früh genug wieder eine Form von „Alltag“, bei dem es gilt sich regelmäßig daran zu erinnern, wie gut es tun kann diesem doch gelegentlich einfach mal zu entfliehen.

Den Beitrag verlinke ich heute beim Fotoprojekt „Beauty Is Where You Find It“ für den Monat Februar, wo wirklich einige schöne Gedanken und Bilder zum Thema „dem Alltag entfliehen“ zusammen gekommen sind und als Rückblick auf die Mittagspausen der letzten Woche und positiven Ausblick auf die nächste auch bei den Sonntagsfreuden.

Sonntag, 22. Februar 2015

Ich lass das jetzt so!

muss sich der Postbote gedachte haben, als er dieses Päckchen sicherlich auch zur Freude des Empfängers in (oder besser gesagt „an“?) seinem Briefkasten platziert hat.


„Ich lass das jetzt so“ ist ein Gedanke, dessen Treffen mir in vielerlei Hinsicht glücklicherweise nicht besonders schwer fällt. Wenn ich z.B. morgens vorm Spiegel versuche meine Frisur in eine einigermaßen ansehnliche Form zu bringen. Oder wenn ich mein Zimmer staubsauge und ein ums andere mal feststelle, dass es da Ecken gibt, die das untere Ende des Staubsaugers aufgrund eingeschränkter Erreichbarkeit doch recht selten zu Gesicht bekommen. Und auch beim Malen, Nähen, Stricken oder Häkeln gibt es so manches mal solche Momente, auch wenn mich diese manchmal dann doch in einem unbefriedigtem Gemütszustand zurücklassen.

Zur Zeit sind die Tage geprägt von vielen „Ich lass das jetzt so“ Momenten bezüglich des Zustands der Abschlussarbeit. Ich versuche ganz intensiv zum Ende zu kommen, nicht hier und da das Gefühl zu haben, man „könnte“ ja noch dies oder „sollte“ noch jenes ergänzen/ überarbeiten/ korrigieren/ umformulieren/… Der Wunsch fertig zu werden geht seit dieser Woche mit Klarheit über den Beginn der stationären Therapie einher. Ich freue mich sehr, dass endlich alle bürokratischen Hürden genommen sind und es wirklich ganz bald losgehen wird. Was mich konkret erwartet weiß ich nicht und ich vermeide es auch mir darüber Gedanken/Sorgen zu machen, aber was ich in jedem Fall hoffe ist, die Klinik in einem Zustand wieder verlassen zu können, über den ich mit vollkommener Überzeugung sagen kann: „Ich lass das jetzt so.“

Dienstag, 17. Februar 2015

Sonnentagebuch im Sonnenglas

Wie wichtig es ist sich über kleine Glücksmomente des Lebens zu freuen, wird einem möglicherweise erst bewusst, wenn größere Schritte kaum mehr erreichbar scheinen. Eigentlich schade, aber ich zumindest habe erst durch das Erleben schwierigster Situationen und das Empfinden teilweise intensiv depressiver Momente gelernt, meine Wahrnehmung dahingehend zu schulen, jeden noch so kleinen positiven Aspekt ganz bewusst auf- und anzunehmen.


Ein (therapeutisches) Konzept dies zu trainieren, ist das Schreiben eines Sonnentagebuchs. Ein Notizbuch oder Heft, welches man jeden Abend zur Hand nimmt, um ein Erlebnis aufzuschreiben, das einem an diesem Tag einen Moment der Freude/des Glücks bereitet hat - und sei er noch so kurz gewesen. Ich verfolge den Gedanken des Sonnentagebuchs schon eine ganze Weile, zugegebenermaßen mal mehr mal weniger konsequent. Es gibt Tage, an denen es mir schwer fällt mich für einen von einigen/vielen fröhlichen, glücklichen, erfreulichen Momenten zu entscheiden. Genauso gibt es Tage, an denen ich lange überlegen muss, weil sie anstrengend waren, mir durchweg grau und trist erschienen und mir einfach kein „sonniger“ Moment einfällt. Aber sich zu „zwingen“ den Tag Revue passieren zu lassen, hilft auch an schlechten Tagen, den Blick auf die in aller Regel trotz allem vorhandenen positiven Dinge zu richten, darüber Kraft und Hoffnung zu schöpfen und nicht zuletzt dankbar zu sein.

In schwierigen Phasen oder bedrückenden Situationen im Sonnentagebuch zu blättern und sich an die gesammelten Momente zu erinnern, kann sehr wohltuend sein. In gewisser Weise speichert dieses also irgendwie (positive) Energie, die es bei Bedarf wieder abgeben kann, oder nicht?


Wem das zu abstrakt ist, der findet eine konkrete Realisierung dieses Konzepts in der Technik des Sonnenglas. Ein 1l Glas, dessen Deckel auf der Oberseite mit Solarzellen und auf der Unterseite mit LED Lämpchen ausgestattet ist, und welches dementsprechend tagsüber die Energie von - im wahrsten Sinne des Wortes - sonnigen Momenten speichert, die in dunklen Momenten die Beleuchtung des Inneren ermöglicht. Das Glas ist dabei eine wirklich schöne Lichtquelle und bietet vor allem viel Raum für Kreativität und ganz individuelle Gestaltung.

Ich zum Beispiel habe mein Sonnenglas kurzerhand mit der Idee des Sonnentagebuchs verbunden. Und so schreibe ich nun jeden Abend meinen ganz persönlichen Glücksmoment des Tages auf einen kleinen leuchtend gelben Zettel und lege diesen ins Sonnenglas. Und bis jetzt reicht schon der Blick auf die im Glas beleuchteten Zettel aus, mich an mindestens einen der gesammelten Momente zu erinnern, mich auch im Nachhinein noch einmal darüber zu freuen und mich so von der ein oder anderen ausweglos erscheinenden, belastenden, kraftraubenden Situation zumindest ein wenig abzulenken.

Wegen seiner Möglichkeit der kreativen Gestaltung des Inneren und meiner Interpretation des Sonnentagebuchs, verlinke ich das Sonnenglas heute als vielleicht den ein oder anderen zu Ähnlichem inspirierende Idee beim Creadienstag. Darüber hinaus möchte ich darauf hinweisen, dass mir das Glas kostenlos zur Verfügung gestellt wurde, wofür ich mich an dieser Stelle herzlich bedanken möchte. Der Text spiegelt dennoch meine ehrliche, persönliche Meinung wieder, soll keine Werbung sein und lediglich meine Gestaltungsidee präsentieren.

Mittwoch, 11. Februar 2015

Kopfkino: Kapuze für Alice

Erinnert ihr euch noch an den ersten Pullover - genäht nach dem Schnitt Alice von Prülla? Ich wollte einfach keine Schrankleiche daraus werden lassen und habe nach dem Kapuzenpullover-Näherlerbnissen kurzerhand entschlossen, einfach mal auszuprobieren wie der Pulli sich mit Kapuze machen würde. Vorstellen konnte ich es mir ganz gut, ob so eine Schnittanpassung auch funktioniert wusste ich nicht.

Also kurzerhand getestet:


Und für gut befunden!
Jetzt trage ich den Pullover wirklich gerne und verlinke daher heute zum Me-Made-Mittwoch und zu Scharlys Kopfkino :-)

Sonntag, 8. Februar 2015

Sieben Sachen Sonntag - Kürbisfladen

Heute mal wieder - sieben Bilder von sieben Sachen für die ich diesen Sonntag meine zwei Hände gebraucht habe - in diesem Fall eine kleine Dokumentation der Entstehung von Kürbisfladen:


1 - Kürbis geschnitten und Mehl gemahlen
2 - an Brotgewürz und Salz gedacht
3 - Vorteig angerührt
4 - Wasser abgemessen


5 - Lieblingsschritt: Teig geknetet
6 - Ofen eingeschaltet, Bleche eingeschoben, Wecker gestellt
7 - schnelles Foto vom Ergebnis, angeschnitten und gefreut

Verlinkt: Sieben Sachen Sonntag, Sonntagsfreude

Sonntag, 1. Februar 2015

Sonntagsfreude


OP geglückt!

Dieser kleine Kerl begleitet mich schon lange. Geschenkt bekommen habe ich ihn vor Jahren von einer Freundin, am Tag bevor ich wegen einer (wirklich kleinen und undramatischen) Augen-OP ins Krankenhaus musste. Ein Begleiter - obwohl ich ihn nicht mit den OP-Saal nehmen durfte. Aber seit diesem Ereignis hatte der kleine Bär stets einem Platz in meinem Rucksack - die Rucksäcke wurden ausgetauscht, der Bär durfte bleiben. Bis ich im Sommer beim Austausch eines ausgedienten Rucksackes bemerkte, dass er seine Beine verloren hat und er mit dem Vorsatz ihn bald wieder zusammenzuflicken in meinen Nähkorb wanderte...

Ich hatte damals nicht mal Angst vor der Operation, ich litt vielmehr unter meiner unheimlich großen Abneigung gegenüber Krankenhäusern. Ich weiß auch nicht woher das kommt, aber mit dieser typischen Krankenhausatmosphäre kann ich wirklich alles andere als gut umgehen. Vielleicht, weil ich selten mit Kliniken in Kontakt kam - ich kann mich kaum an Besuche erinnern und bin nichtmal in einem Krankenhaus geboren. Ich musste auch damals im Anschluss an die Operation nicht in der Klinik bleiben und es wäre wohl kein großer Unterschied zu einer OP in einer Praxis gewesen, aber allein die Tatsache ins Krankenhaus zu müssen, machte mich unheimlich nervös.

Dieses Gefühl ist bis heute geblieben. Krankenhäuser sind für mich Orte, mit denen ich nicht besonders gut umgehen kann. Betrete ich eines, stellt sich unmittelbar das Verlangen ein, dieses wieder zu verlassen. Diese direkte, unvermeidbare Konfrontation mit Krankheit, mit Leiden, oft auch mit dem Altern, überfordert mich. Aber jetzt bin ich selber krank und habe erkannt, dass auch meine Krankheit eine Behandlung erfordert, deren ausreichende Intensität vielleicht nur durch ein Krankenhaus gewährleistet werden kann.

Die Aussicht entgegen all meiner bisherigen Erfahrungen sehr bald mehrere Wochen, wahrscheinlich Monate in einer Klinik zu verbringen, macht mir Angst. Ich bin mir der Notwendigkeit dessen zwar bewusst und stehe der Behandlung und dem hoffentlich eintretenden Heilungsprozess offen gegenüber, aber an das Krankenhaus, die Station, das Zimmer, die Betten, ... daran möchte ich gar nicht denken.

Vorsorglich habe ich mich jedenfalls endlich aufgerafft dem kleinen Bärchen die Beine wieder anzunähen. Nun wieder standfest, ist zumindest er schon mal für den anstehenden Krankenhausaufenthalt gewappnet. Und dieses mal darf er mich ja wenigstens sicher auch während der Behandlung begleiten!

Sonntagsfreude

Donnerstag, 29. Januar 2015

Aller guten Dinge sind drei?

Ich weiß ja nicht, was ich von solchen Sprüchen halte. Wie ist dieser überhaupt zu interpretieren? Gut kann nur sein, was drei mal ausgeführt wurde? Oder ist immer erst das dritte mal erfolgsversprechend? Wäre es jedenfalls die Regel, dass man eine jede Sache stets drei mal wiederholen müsste, um ein zufriedenstellendes Ergebnis zu erhalten, wäre das Leben ganz schön einfach. Ist es aber nicht und ich glaube es gehört mehr als dazu, das ein oder andere zehn, zwanzig, vielleicht sogar hunderte Male zu probieren.

Es gibt sogar wissenschaftliche Theorien zu diesem Thema. Als solche unterstellt die „10.000 Stunden Regel“ beispielsweise die Hypothese, ein jeder könne „Profi“ in jeglichem Bereich werden, wenn er sich nur 10.000 Stunden mit der entsprechenden Materie befasst. Inwiefern diese Aussage beim Nähen zu bestätigen ist, kann ich bislang nicht beurteilen. Und ob es andere Dinge gibt, welche ich bereits 10.000 Stunden ausgeübt habe (offensichtlich ohne es bis auf Weltklasseniveau zu bringen), weiß ich leider auch nicht. Vermutlich ist dies nicht der Fall, 10.000 Stunden sind doch ganz schön viel und erfordern eine Menge Ausdauer. 3-4 Stunden am Tag Beschäftigung mit seinem Expertengebiet rund 300 Tage pro Jahr und man ist in ca. 10 Jahren fertig… Wobei natürlich nicht allein die Stunden abzusitzen sind, sondern auch Motivation zu lernen und der Drang sich zu verbessern vorhanden sein müssen und - und das ist vielleicht weniger für den Erfolg, vielmehr jedoch für das psychische Wohlbefinden und die Überzeugung der Sinnhaftigkeit des ganzen Lernprozesses entscheidend - man das was man tut gerne tun sollte.

Herauszufinden was das ist, welcher Bereich, welche Tätigkeit mich in meinem Leben derart viele Stunden begleiten wird, dass ich diese als Beruf ausüben, vielleicht als Berufung ansehen und sie irgendwann, vielleicht nicht auf Weltklasseniveau, aber doch zumindest so gut vollbringen werde, dass ich damit ein wenig Geld verdiene und vor allem mit dem Ergebnis und dadurch auch mit mir selber zufrieden sein kann - das wünsche ich mir für die (nähere) Zukunft.


Beim Nähen halten sich die Ambitionen in Richtung Professionalität in Grenzen. Ich bin zwar kritisch, sehe krumme oder nicht sauber aufeinander treffende Nähte und merke, dass es nicht so einfach ist Kleidung zu nähen, die mir wirklich hundertprozentig passt und gefällt, aber im Großen und Ganzen freue ich mich trotzdem über die ersten entstandenen Werke. Und vielleicht soll „Aller guten Dinge sind drei“ ja auch nur motivieren nicht nach den ersten missglückten Versuchen aufzugeben. Falls dem so ist, habe ich wohl alles richtig gemacht und einen dritten Pullover genäht. Wieder einen MiroLady, an die Bauchtasche habe ich mich noch nicht getraut, aber die Teilung des Ärmels habe ich übernommen, dieses Mal sogar teilweise abgesteppt (was war ich nervös von außen sichtbare Nähte zu nähen! :D) und auch die Kapuze ist mir besser gelungen als beim ersten Versuch. Deswegen traue ich mich auch den Pulli ganz stolz wieder beim RUMS zu zeigen und weil alle Stoffe von Lillestoff (Sweat rauchblau, Sweat senfgelb, Jersey Pluma) sind außerdem bei Ich näh Bio. Und nun? Vielleicht ja mal eine Hose versuchen… oder auch drei :-)

Donnerstag, 22. Januar 2015

Wiederholungstat

Nochmal Nähkurs - nochmal Pullover! Ich bin in dem Bereich aber auch wirklich nicht besonders gut versorgt und trage vielmehr seit etlichen Monaten intensiv zwei bis drei Lieblingspullis, was insbesondere dahingehend eine Herausforderung ist, dass dieses Prozedere auf die familieninterne Waschlogistik abgestimmt werden muss. Gegen ein paar neue Pullover im Regal ist also nichts einzuwenden, den letzten habe ich tatsächlich im November 2013 gekauft und seitdem zwar immer mal wieder hier und da etwas anprobiert, ein Modell das mir wirklich gefällt jedoch nicht mehr gefunden. Vielleicht auch deswegen reizt mich das Selbernähen. Gerade wenn man einen doch etwas ungewöhnlichen eigenen Stil hat (kann ich mich trauen das „Stil“ zu nennen? :D), ist es doch eine tolle Möglichkeit, ganz den eigenen Geschmack zu treffen. Vorausgesetzt natürlich man bringt die notwendige Fertigkeit mit.


In meinem Fall hat sich der Nähkurs jedenfalls gelohnt - alleine hätte ich mich ans Pullover nähen nicht getraut, schon gar nicht an einen mit Kapuze! Aber ganz motiviert und zuversichtlich durch die Erfahrung des ersten Versuchs, habe ich das Schnittmuster und die Anleitung zum Hoodie MiroLady gekauft, ausgedruckt, zugeschnitten und mich beim zweiten Kurstermin ans Werk gemacht. Vielleicht gar nicht so schlecht, dass die im Internet bestellte Stoffkombination nicht mehr rechtzeitig angekommen ist und ich erstmal einen „Probemiro“ aus am Tag vorher im begrenzten Angebot des örtlichen Stoffgeschäfts gefundenen Stoffen genäht habe. So sehe ich über die etwas schiefe Naht am Kragen und darüber, dass der Pulli wohl insgesamt ein wenig schmaler und kürzer sein dürfte hinweg und lasse mir beim nächsten und letzten mal noch erklären, wie ich den Schnitt anpassen und die Kapuze sauber einnähen kann. Vielleicht schaffe ich den zweiten Miro ja sogar schon bis zum RUMS nächste Woche.

Freitag, 16. Januar 2015

Geschwisterbeziehungen

sind oft mit die längsten Beziehungen des Lebens. Sie können nicht beendet werden und wirken unterschwellig auch in Phasen, in denen wenig oder kein Kontakt besteht fort, sagen Entwicklungspsychologen und Familienforscher. Geschwisterbeziehungen sind komplex und vielfältig, aber eine gemeinsame Kindheit bleibt als lebenslanges Band erhalten.

Ich bin wirklich froh darüber einen großen Bruder zu haben. Auch wenn (oder gerade weil) wir in vielen Dingen vollkommen unterschiedlich ticken, ergänzen wir uns finde ich sehr gut. Seine Art ist manchmal anstrengend (aber das ist meine mit Sicherheit mindestens genauso!) und er neigt familienintern nicht selten dazu eine gehörige Portion Egoismus an den Tag zu legen (wofür ich ihn manchmal auch ziemlich beneide), aber es ist immer schön ihn zu besuchen oder von ihm besucht zu werden, Zeit miteinander zu verbringen und manchmal auch irgendwie von ihm betreut und beschützt zu werden. Denn dafür sind große Brüder doch da, oder?



Worüber ich mich außerdem sehr freue ist, dass mein Bruder scheinbar Fan selbstgestrickter Socken ist :-) Ein weiteres Paar fertig gestellt und nach München geschickt,verlinke ich diesen Beitrag beim Freutag und beim Selbermacherfreitag.


Als nächstes bin ich selbst wieder an der Reihe, betreibe mal wieder Resteverwertung, kombiniere munter einigermaßen passende Sockenwolle, übe noch ein wenig das mit dem Flechtmuster und stricke mir ein paar Yogasocken. Ein weiterer Link geht also zu Auf den Nadeln im Januar.

Donnerstag, 15. Januar 2015

Premiere

Wie oft im Leben macht man eigentlich etwas zum ersten Mal? Und an wieviele dieser ersten Male erinnert man sich bewusst? Mit Sicherheit an so einige - und mit Sicherheit an ebenso viele nicht. Was auch nicht wirklich schlimm ist, denn wo kämen wir hin, würden wir alles, was wir erleben wirklich bewusst wahrnehmen und uns daran erinnern… Und dennoch, ein ganzer Haufen erste Male wird dem ein oder anderen ein Leben lang im Gedächtnis bleiben. Musikalischer Tipp an dieser Stelle: „Das erste Mal“ von Reinhard Mey :-)

An das erste Mal, dass ich in den unendlichen Weiten des Internets auf einen der unzähligen Nähblogs gestoßen bin, kann ich mich nicht mehr erinnern. Es müsste irgendwann im November oder Dezember 2013 gewesen sein - ich bin durch Zufall bei Youtube auf eine Anleitung zum Nähen einer Tablettasche gestoßen, hatte mir kurz zuvor eines gekauft und weil das Nähen der Tasche so einfach aussah, entstaubte ich Mamas Nähmaschine und versuchte völlig unbedarft mein Glück. Dass das Video und diese Tasche (der erste Versuch missglückte vollkommen, der zweite war einigermaßen annehmbar und die dritte nach selbiger Anleitung entstandene Tasche benutzte ich tatsächlich bis im Sommer die gehäkelte entstand) entscheidend zur Entstehung der Lust das Nähen zu lernen beitrugen, weiß ich noch, wie ich zum Blogs lesen kam, kann ich jedoch tatsächlich nicht sagen. Aber die Fähigkeit Kleidung ganz nach den eigenen Vorstellungen und Vorlieben selber nähen zu können, reizte und beeindruckte mich.

Getraut das ganze selber mal zu versuchen, habe ich mich trotzdem lange nicht. Vielmehr habe ich Stunden damit verbracht, gedanklich Schnittmuster auszusuchen, die ich ausprobieren würde, wenn… Stoffe, die ich verwenden/kombinieren könnte, wenn… theoretisch war mein Schrank schon prall gefüllt mit selbst genähtem :-D Zum Glück habe ich zu Weihnachten einen Gutschein für einen Nähkurs geschenkt bekommen, wer weiß wie lange die Geschichte dieses ersten Males sonst noch gedauert hätte! Unter fachkundiger Anleitung und mit einem anfängertauglichen Schnitt - ALICE von Prülla - entstand mein erster selbstgenähter Pullover.


Ganz schön ungewohnt sich dann „für den Blog“ darin fotografieren zu lassen. Und ich muss zugeben, hundertprozentig zufrieden bin ich nicht. Bei der Kombination des dunkelgrauen Sweat mit dem Jersey „Fly me to Paradise“, den ich ohne konkrete Nähidee einfach mal gekauft hatte, schwanke ich zwischen „gefällt mir“ und „gefällt mir nicht“. Und während ich die Fledermausärmel unheimlich gemütlich finde, ist mir der Ausschnitt letztendlich doch etwas zu weit (und ich besitze vor allem nicht geeignetes zum drunter ziehen). Das hätte man vermutlich alles vorher wissen bzw. einschätzen können und vermutlich könnte man den Ausschnitt auch irgendwie enger nähen, aber es ist ja bekanntlich noch kein Meister vom Himmel gefallen und ein bisschen Luft nach oben schadet doch auch nichts. Sechs von neun Stunden Nähkurs liegen jedenfalls noch vor mir und mich juckt es schon in den Fingern (und im Fuß natürlich) diesen ersten Pullover nicht den einzigen bleiben zu lassen.


Verlinkt bei: RUMS, Erstlingswerke

Sonntag, 11. Januar 2015

Rückblick

Gerade, beim Fotos sichten, bekam ich doch noch Lust auf einen kleinen Rückblick in die Geschehnisse der letzten zwei bis drei Wochen. Sieben davon ausgewählt, liefere ich mal wieder einen etwas unkonventionellen Beitrag zum Sieben Sachen Sonntag, aber auch bei den Sonntagsfreuden möchte ich gerne wieder teilnehmen. Und hier sind sie:


Licht in Form von Weihnachtsgeschenken - Licht am Baum - Licht in den Kirchenfenstern


Und Schnee - der ganz plötzlich in der Nacht zum 27. Dezember fiel und in einer solchen Menge irgendwie doch immer wieder eine ganz eigene Wirkung hat, wenn man morgens das erste mal aus dem Fenster blickt (links unten). Auch wenn unsere Heimfahrt an diesem Tag und die vieler anderer für alle Autofahrer wohl nicht die angenehmste war, empfand ich es als ein unheimlich gemütliches Familienereignis bei Schneetreiben im Auto zu sitzen oder gegen Abend an einer völlig verschneiten Raststätte Pause zu machen (rechts oben). Auch die Erinnerung an den Schneespaziergang bei strahlendem Sonnenschein (links oben) mit zwei sehr lieben Freundinnen am Tag danach ist eine schöne, genau wie die an den Schneespaziergang am Neujahrstag in München (rechts unten) bei ebenso viel Sonnenschein mit meinem Bruder, der mich in eher schlechter Fassung die Tage um Silvester ganz spontan bei sich aufgenommen und sie mir ein wenig leichter gemacht hat!

Freitag, 9. Januar 2015

Stulpen mit Zopfmuster - In Verflechtungen Verstrickt

oder auch Planlos 2.0 wären wohl passende Titel für diesen Beitrag. Eine ganze Weile ist vergangen, seitdem ich das letzte Mal gebloggt habe und ich muss gestehen, dass es mir schwer fällt wieder Worte zu finden. Schon seit Tagen habe ich den Wunsch wieder einen Beitrag zu verfassen, etwas zu schreiben über Weihnachten und den Jahreswechsel, insbesondere in den Momenten, in denen ich die vielen anderen Beiträge von Blogger(innen), bei denen ich regelmäßig vorbeischaue gelesen habe. Doch seit Weihnachten komme ich irgendwie so gar nicht mehr richtig in irgendeine auch nur halbwegs gerade Bahn (gibt es das - „halbwegs gerade“ ?). In der Adventszeit war Weihnachten eine Art Fixpunkt - ein Ereignis, das mit festen Termin und mit Sicherheit in der Zukunft auf mich gewartet hat. Der Advent war geprägt von Vorbereitungen auf Weihnachten, sowohl durch ganz konkrete Handlungen und Pläne als auch mental bzw. psychisch. Und entsprechend der Wortbedeutung von Advent, Ankunft, kam Weihnachten. Ging aber auch wieder vorbei.

Es waren anstrengende, aber auch schöne Tage. Ich habe das Gefühl erklären zu wollen, wie ich Weihnachten erlebt habe, aber es in Worte zu fassen fällt mir schwer. Und überhaupt, wer will das am 09. Januar überhaupt noch lesen? Mir kommt es vielmehr so vor, als sei die Welt schon wieder voller Elan ins neue Jahr gestartet, als läge Weihnachten für die meisten schon wieder ewig und drei Tage zurück…

Ich bin irgendwie „zwischen den Jahren“ hängen geblieben. Mir fehlt eine neue Aussicht, Klarheit über Dinge die kommen werden, Ziele, auf die es sich hinzuarbeiten lohnt, Zukunftspläne. Das ist sehr belastend und kein besonders angenehmes Gefühl. Aber als es sich Weihnachten anbahnte und je näher Silvester kam immer intensiver wurde, hat es mir auch zu einer Entscheidung verholfen. Ich möchte meiner Essstörung und allem was damit verbunden ist so bald wie möglich auf eine entschiedenere Art und Weise den Kampf ansagen, als bisher. Ich möchte meine Abschlussarbeit fertig schreiben und es dann mit einer stationären Behandlung versuchen.

Es fühlt sich komisch an, das hier zu schreiben, wo ich mir noch gar nicht so richtig vorstellen kann, wer und auch wie viele Menschen meine Beiträge hier lesen. Andererseits erscheint mir der Entschluss mittlerweile auch so gefestigt, dass ich ihn nach außen hin kommunizieren möchte. Es ist ein folgenschwerer, aber ich habe damit wieder einen Plan fürs neue Jahr. Vielleicht, weil vieles, ja sogar sehr vieles andere in meinem Zustand schlichtweg nicht mehr realisierbar ist, vielleicht als einzige verbleibende Alternative getroffen, aber zumindest getroffen. Aus der Predigt des Weihnachtsgottesdienstes ist mir unter anderem ein Satz in Erinnerung geblieben: „Du kannst nur so tief fallen, wie in Seine Hände.“ Ich glaube in diesem Moment wurde es mir wirklich bewusst: Ich bin so tief gefallen. Zunächst ein furchtbarer Gedanke, oder? Aber dann kam in mir Hoffnung auf. Ich werde noch immer gehalten. Es gibt ein Netz, dass mich immer wieder aufgefangen hat und ich bin unheimlich dankbar dafür, aber es wird auch Zeit, mich daraus zu befreien. Ich habe sehr große Angst vor dem Schritt in eine Klinik zu gehen, Angst vor allem davor, dass es mir nicht helfen wird. Aber ich habe auch den Wunsch herauszufinden, ob es hilft und noch viel mehr die große Hoffnung, dass es das tun wird.

Der Gedanke danach etwas völlig Neues beginnen zu können, geht jedoch mit dem Gedanken einher alles „Alte“ vorher beendet zu haben. So auch die Abschlussarbeit. Und vielleicht weil auch diese und der Nebenjob den ich ausübe mit Schreiben verbunden sind, fehlt mir momentan ein wenig die Zeit, die Energie und die Konzentration Blogartikel zu verfassen, obwohl ich noch einiges habe, was ich gerne schreiben und zeigen würde. Zu allererst diese Stulpen, die ich kurz nach Weihnachten gestrickt habe, nachdem mir meine Cousine am zweiten Feiertag erklärt hat, wie das mit dem Zopfmuster geht (vielen Dank noch mal für die tolle Erklärung!). Beim nächsten Paar würde ich wohl eher auf eine Wolle ohne Farbverlauf zurückgreifen, damit das Muster nicht so sehr untergeht, aber ansonsten bin ich recht zufrieden :-) Und wer bis hierhin durchgehalten hat, kommt nun auch in den Genuss einen Blick darauf zu werfen:


Verlinken möchte ich diesen Beitrag bei Was Eigenes zum Thema der ersten Schreibzeit 2015. Für den RUMS von gestern an dem ich ihn eigentlich schon fertig haben wollte, bin ich leider zu spät, aber ich nehme mir mal fest vor, nächsten Donnerstag mit einem für mich sehr besonderen Projekt wieder dabei zu sein! Ich freue mich über jeden, der vorbeischaut :-)