Mittwoch, 18. März 2015

Schlicht und Ergreifend?

Die vielen tollen bunten und gemusterten Stoffe im Laden oder auf entsprechenden Internetseiten haben einen Nachteil: die Gefahr, den Blick für das Wesentliche, Schlichte, Einfache zu verlieren. Zwar mag ich das, was ich mir bis jetzt an Kleidung Pullovern genäht habe, aber an manchen Tagen stehe ich vorm Regal und mir ist so überhaupt nicht danach, mich bunt anzuziehen. Möglicherweise aufzufallen bzw. fröhlich zu wirken, obwohl ich es nicht bin. Oder ich habe einfach keine passende Hose zum bunten Pulli. :-D

So musste zum Ende der Noch-Ein-Pullover-Das-Kann-Ich-Ja-Jetzt-Einigermaßen-Phase noch ein absolutes Basic Teil her (und ich dem Drang widerstehen, einen der bunt geringelten Bündchenstoffe dazu zu kaufen…). Ganz einfach, ganz schwarz, aber aus unheimlich weichem Biosweat, bestellt bei meterwerk, passt dieser vorerst letzte (das Regelfach ist jetzt wieder voll!) Pullover zu blauen, grauen, schwarzen oder grünen Hosen und genauso natürlich auch zu roten T-Shirts, zu lilalen, zu orangenen und was der Schrank sonst noch so hergibt und bei den Schals und Tüchern passt plötzlich auch alles... Da dreht sich die „Wie kombiniere ich das jetzt?“ Frage plötzlich in eine völlig andere Richtung. :-)


Verlinken möchte ich diesen Beitragen heute bei Ich näh Bio für den Monat März und beim Me Made Mittwoch. Außerdem mag ich mich hiermit erstmal für unbestimmte Zeit vom aktiven Bloggerdasein verabschieden - die Therapie beginnt. Ob es mir gelingt, die Irrungen und Wirrungen ein wenig aufzudröseln, zum Kern des Ganzen vorzustoßen, zu erkennen, um welche schlichten, wesentlichen, aber dennoch ergreifenden Dinge es mir im Leben geht, weiß ich nicht. Aber einen Versuch ist es wert!

Donnerstag, 12. März 2015

Bulli Pulli

Noch ein RUMS-Beitrag, noch ein Pullover und zu diesem gibt es auch wieder ein bisschen was zu erzählen. Im Sommer 2012 habe ich mit einer Freundin einen Roadtrip gemacht. Ganz stilecht - in einem VW T3 mit Campingausstattung, den wir uns damals in Berlin gemietet haben, um von dort aus über Belgien und Holland zum Surfen an die französische Atlantikküste zu fahren. Eine tolle Erfahrung, wir sind ganz ohne Campingplätze und damit wirklich ohne jeglichen „Komfort“ oder gar „Luxus“ ausgekommen, haben festgestellt wie wenig es ist, was man letztlich zum leben braucht und gelernt, wie frei ein solcher Minimalismus und eine derartige Art zu reisen machen kann. Und wie viel Spaß natürlich!


Die Faszination, die vom Reisen und Campen in (vor allem den „alten“) VW Bussen ausgeht, kann wahrscheinlich fast jeder nachvollziehen, der es einmal ausprobiert hat. Und auch wenn ich seitdem bislang nicht mehr die Möglichkeit hatte, noch einmal mit einem Bus loszufahren, kann ich nur schlecht an Dingen vorbeigehen, die damit zutun haben, ohne zumindest einen (wehmütigen) Blick darauf zu werfen. So musste auch ein Stückchen von dem Vans-Jersey von Lillestoff mit in den Warenkorb, als ich dort bestellt habe. Einigermaßen dezent eingesetzt in Tasche und Kapuze, finde ich, das geht auch für erwachsene Bulli-Fans! :-)


Sich bewusst in einem fertigen Kleidungsstück fotografieren lassen, finde ich nach wie vor ziemlich seltsam, was wohl auch die verkrampfte Haltung erklärt und richtig zufriedenstellen tun mich die Ergebnisse in der Regel auch nicht. Das mit den Bildern hier ist also definitiv noch zu optimieren. Beim Nähen habe ich das Gefühl nach und nach dazu zu lernen. Zwar bin ich auch mit diesem Pullover nicht hundertprozentig zufrieden, aber die abgesteppten Nähte gefallen mir gut, die Kapuze sitzt wesentlich besser, als beim ersten und ganz mutig habe ich mich bei den vorderen Ärmelnähten sogar an einer "Fake Paspel" nach diesem Tutorial versucht und auch diese doppelt (allerdings ziemlich unsauber) abgesteppt :D

Dienstag, 10. März 2015

Jogging Jeans

Nach den doch recht tiefgründigen letzten Posts, heute mal was ganz schnelles, einfaches: eine alte, zu weite Jeans mit neuem Bund am Bauch und an den Knöcheln ausgestattet. Jetzt ist sie vor allem eines nämlich so bequem wie eine Jogginghose und hoffentlich auch so mitwachskompatibel, dass sie mir den Prozess der Gewichtszunahme ein wenig erleichtert :-)


Fotografisch heute ganz schwach dokumentiert. Aber besonders raffiniert ist so ein Upcycling-Projekt ja dann doch nicht und ein "Hose auf Schreibtisch"-Stillleben genügt, um zu zeigen, was aus der alten Jeans geworden ist :-)

Verlinkt bei: Creadienstag, Upcycling-Dienstag

Sonntag, 8. März 2015

Das Wesen der Magersucht

verstehen, können glaube ich die Wenigsten. Das Ausmaß des Verständnisses von Angehörigen, die sie vollkommen unmittelbar miterleben, Medizinstudenten, denen die Thematik im Studium begegnet, Ärzten, die sich damit befassen, sogar von Psychotherapeuten und ja, auch meines als Betroffene, ist definitiv begrenzt. Selbst für mich gibt es noch so viele Aspekte dieser Krankheit, die ich mir nicht erklären kann. Aber bei den Dingen, die mir bewusst sind, habe ich teilweise das Bedürfnis sie zu erklären, mich zu erklären, zu erklären, warum ich was wann wie tue, wie ich mich fühle und weshalb ich mich so absurd verhalte. Das Schreiben als Prozess des Erarbeiten von Erklärungen ist dabei sehr hilfreich (und wird sogar als anerkanntes therapeutisches Mittel eingesetzt). Nur manchmal macht es mich etwas hilflos, weil ich das Gefühl habe nicht `alles` geeignet in Worte fassen zu können und mir das Geschriebene im Nachhinein zu lückenhaft oder zu sehr auf zu wenige Punkte fokussierend erscheint.

Das ist nicht der einzige Grund, warum ich bei diesem Artikel ein wenig unsicherer bin, was die Veröffentlichung auf dem Blog betrifft, als bei den bisherigen. Er lässt noch etwas tiefer in meine Gefühlswelt blicken, aber ich glaube viel entscheidender ist der Einblick in mein darauf aufbauendes Verhalten, denn das wiederum ist für mich viel schambehafteter als das emotionale Erleben. Darüber hinaus fühle ich mich hierbei absolut verantwortlich etwas zu ändern, gleichzeitig ist genau das vielleicht die größte Herausforderung. Weil ich mich über die drei unheimlich lieben Kommentare zu meinem letzten Post wirklich aufrichtig gefreut habe, es toll ist zu sehen, dass das was ich schreibe mit Interesse gelesen wird, ich weiß, dass auch Familie und Freunde ab und zu (und hoffentlich auch aus Interesse) mitlesen und nicht zuletzt einfach irgendwie auch für mich selber, schreibe/veröffentliche ich auch diesen.

Meine Magersucht, ein hart erarbeitetes, wohl entwickeltes, exakt definiertes Konzept, bricht gerade in sich zusammen. Und damit fehlt die Funktion, die es mir erfüllt hat. Unter auf ein Minimum begrenzter Nahrungszufuhr kennt der Körper im Wesentlichen nur ein Gefühl: Hunger. Man versetzt sich in eine Art Automatismus. Man funktioniert, man tut, man „schafft“, aber man bekommt nicht viel davon mit. Die ganze Ebene des Empfindens ist auf eine recht eigentümliche Art und Weise vernebelt. Und insbesondere deswegen ist es ab einem gewissen Grad unheimlich schwierig (auf therapeutischer Ebene) noch Zugang zu sich selbst, vor allem zu seinen Bedürfnissen zu finden. Wenn doch das scheinbar einzige, wichtigste, umfassendste Bedürfnis ist, sich selbst wieder zu nähren/ernähren - zu essen…

Ich weiß, dass es in zwei Wochen in der Klinik ohnehin keinen Weg mehr geben wird, Nahrungsaufnahme in Form „normaler“, „sinnvoller“ Mahlzeiten zu verweigern (oder dass ich diese nicht einschlagen möchte, sollte es Wege geben). Also habe ich in letzter Zeit begonnen, mich mit diesem Gedanken anzufreunden und auch denjenigen Willkommen geheißen, ein wenig zu üben, hier und da mal essen zu gehen, neues auszuprobieren und mich zu überwinden mein tägliches Kalorienlimit zu steigern, denn ich gebe es ganz offen zu: Ich kann nicht von mir behaupten, dass ich kein Verlangen habe zu essen, ganz im Gegenteil: man beschäftigt sich gedanklich permanent damit. Was man alles essen könnte, wann, mit wem, wie nett es doch wäre, wenn … ob dieses/jenes gut schmecken könnte, was man morgen essen könnte, übermorgen, Weihnachten, Ostern, Geburtstag, da wird man sich sicher mal etwas gönnen…. Es ist unheimlich anstrengend - und es ist doch eigentlich eine schöne Aussicht, sich nun endlich einfach davon zu befreien.

Aber wie gesagt, es erfüllt eine Funktion und auch wenn mir das vorher schon bewusst war, werde ich gerade schmerzlich an diese erinnert, indem ich merke was bei Nicht-Erfüllung passiert. Ich esse - aber es ist nicht das, was mich „glücklich“ macht. Dieser Gedanke der Magersucht (rein rational gesehen ist mir natürlich auch vorher klar gewesen, dass er nicht richtig und so vor allem ganz vereinfacht und überspitzt ausgedrückt ist) „wenn ich essen würde, wäre ich glücklich/zufrieden“ - stellt sich als der größte Irrtum des ganzen Konstrukts dar. Der Schutz, der einem der Hungerzustand geboten hat, diese Ausrede - man kann ja gar nicht fröhlich, munter, aktiv, leistungsfähig, … sein - wird hinfällig und man ist gezwungen sich damit zu beschäftigen, warum man es wirklich nicht ist. Denn das Hungern ist eben nicht der tatsächliche, der grundlegende Grund. Und deswegen wird nach dem Essen erstmal alles noch viel schlimmer. Der Nebel lichtet sich und das was als Erstes kommt, hat nicht viel mit Energie und Lebensfreude zu tun, sondern mit dem genauen Gegenteil. Einerseits setzt man sich unter Druck. Man hat ja gegessen, also müsste man doch zufrieden sein. Jetzt hat man doch Kraft, müsste Dinge unternehmen, könnte dieses oder jenes erledigen… Andererseits merkt man, dass es die Gesamtsituation, die Gegebenheiten, die Umstände sind, die irgendwie nicht „stimmen“. Man fällt in eine Art Loch, es ergibt sich eine merkwürdige, hilflos machende, belastende Leere, denn nach wie vor fehlt etwas. Man merkt, dass es nicht das Essen war, was einem gefehlt hat.

Und das ist auch gut so! „Es geht darum zu Essen um zu Leben und nicht darum zu Leben um zu Essen“, daran wurde ich gestern durch ein Video erinnert. Mit anderen Worten: Essen soll nicht das sein, was glücklich macht. Essen soll in erster Linie lebensfähig machen und das Leben, das soll befriedigen. Wenn es das nicht tut, ist Hungern nicht mehr als ein wirksames Instrument sich davon abzulenken. Genau diese Wirksamkeit macht es so schwierig, davon Abstand zu nehmen und es tut gut zu wissen, dass ich in der Klinik nicht nur dabei unterstützt werde, das Essen wieder zu beginnen, sondern mit Beenden der Strategie des Hungerns hoffentlich auch dabei, mich mit meinen Gefühlen, Ängsten, Bedürfnissen, … wohl schlicht und ergreifend mit allem, was zum Leben dazu gehört, auseinanderzusetzen.

Alle, die bis hierhin durchgehalten haben, kommen nun abschließend noch in den Genuss einer visuellen Darstellung der Magersucht. In Anlehnung an die Fotoreihe „Anorexie: Daily Essentials“ habe ich darüber nachgedacht, was denn eigentlich meine „wichtigsten Gebrauchsgegenstände im Umgang mit der Essstörung“ sind. Was assoziiere ich unmittelbar mit der Erkrankung? Worauf kann ich nicht verzichten? Und welche Utensilien geben mir in meinem Alltag Halt und helfen mir im Kampf gegen die Essstörung? Hier mein Foto:


Tage-/Notizbücher, Wärmeflasche, lange Unterhose, Küchenwaage, Salz, koffeinfreier Kaffee, Möhren

Freitag, 6. März 2015

Erste Erfahrungen mit der digitalen Spiegelreflexfotografie

- darüber freue ich mich am heutigen Freitag.


Und außerdem darüber, dass das Umgehen mit dem Arbeitsende gar nicht so furchtbar schwierig und meine innere Getriebenheit einigermaßen auszuhalten ist. Darüber, dass ich nun sogar noch ein paar Tage habe, an denen ich mich guten Gewissens einfach nur mit den Dingen beschäftigen kann, mit denen ich mich wirklich gerne beschäftigen will. Beispielsweise mit der Kamera, mit spannenden und interessanten Büchern, mit lieben Menschen, ... und ein bisschen was Kreatives werde ich nächste Woche vielleicht auch noch mal zeigen.

Sonntag, 1. März 2015

Dem Alltag entfliehen

ist etwas, das mir derzeit unheimlich schwer fällt. Ein vermutlich ganz entscheidender Aspekt meiner psychischen Probleme geht mit ausgeprägtem Streben nach Kontrolle, Sicherheit und klaren Tagesabläufen einher. Schon der Gedanke daran, die Kaffeepause am Mittag eine halbe Stunde früher oder später stattfinden zu lassen, weil nachmittags eine Verabredung oder ein Termin ansteht, ist für mich stressig und beschäftigt mich im Vorfeld umso mehr, je mehr Tage vorher nach festem Schema abgelaufen sind.


Kontrolle zählt nach einer verbreiteten und anerkannten Theorie neben Bindung, Selbstwerterhöhung und Lustgewinn zu den vier emotionalen Grundbedürfnissen des Menschen. Insofern sollte ein gewisses Ausmaß an Sicherheitsstreben wohl erstmal nicht ungewöhnlich oder negativ sein. Problematisch wird die ganze Geschichte erst, wenn ein Grundbedürfnis insbesondere aufgrund Unbefriedigung anderer so stark in den Vordergrund rückt, dass einerseits die Wahrscheinlichkeit des Befriedigens der unbefriedigten immens sinkt und andererseits die extensive Konzentration auf das vordergründige in dysfunktionalem Handeln oder Verhalten resultiert. Ist der Mensch nicht mehr in der Lage sich von ebendiesem zu befreien, steckt er aus psychologischer Sicht in einer Lebensfalle.

Ich habe keine konkrete Vorstellung davon, wie mein Alltag in der Klinik aussehen wird und das ist vielleicht auch ganz gut. Aber in irgendeiner Weise wird das Ziel des Meisterns der Lebensfalle verfolgt werden und hier rät die Theorie sich einen Moment der Ruhe zu gönnen, sich zu sortieren und sich von ungesunden, festgefahrenen Bewältigungsmechanismen zu lösen. Und dann hinter diese Strategien zu schauen, die Ursachen zu entschlüsseln, herauszufinden welche Grundbedürfnisse in welcher Form relevant sind, flexibler in der Art und Weise ihrer Befriedigung werden und vor allem bei Einfachem anfangen, um in kleinen Schritten irgendwann das grundlegende Ziel zu erreichen.

Dass ich damit meinem derzeitigen, von unzähligen absurden Zwängen, Kontrollmechanismen und dadurch relativ wenig Spontaneität, Flexibilität und letztlich Lebensfreude geprägtem Alltag entfliehen muss ist offensichtlich. Aber genau das will ich mittlerweile und notwendig wird es ohnehin, wenn der derzeitige (Arbeits-)Alltag mit Beenden der Arbeit innerhalb der nächsten Tage in sich zusammenbricht. Ich glaube „bei Null“ anfangen ist eine große Chance und auch wenn vor allem ersteres sicherlich keine meiner Stärken ist versuche ich ganz spontan und offen zu sein für alles was kommt. Denn das ist bestimmt früh genug wieder eine Form von „Alltag“, bei dem es gilt sich regelmäßig daran zu erinnern, wie gut es tun kann diesem doch gelegentlich einfach mal zu entfliehen.

Den Beitrag verlinke ich heute beim Fotoprojekt „Beauty Is Where You Find It“ für den Monat Februar, wo wirklich einige schöne Gedanken und Bilder zum Thema „dem Alltag entfliehen“ zusammen gekommen sind und als Rückblick auf die Mittagspausen der letzten Woche und positiven Ausblick auf die nächste auch bei den Sonntagsfreuden.